[justify]Ein Tag an einer ganz normalen US-Highschool: es dreht sich alles um Unterricht, Freunde, Klatsch und Tratsch, Klassenarbeiten, Sport und Gewalt. Für jeden bedeutet die Schule etwas anderes , Stress, Langeweile, Geborgenheit, Inspiration, Pflicht oder Gewalt.
Versuch einer Annäherung an Geschehnisse ohne viele Worte, als könnten sie doch nicht die Tragweite der Tragödien von Opfer/Täter beschreiben. Der Raum an Möglichkeiten von Interpretation ist groß, allerdings steht ihm gegenüber die schmerzhafte Realität der Ereignisse. Der Stil, gerade auch in der Kameraführung ist sachlich und ohne Schnörkel - fast dokumentarisch, glaubwürdig in den Kollektiv-Szenen, die größenteils in der Schule spielen. Dort wo der Zuschauer näher herangeführt wird, wird es schwierig sich darauf einzulassen - zu spekulativ erscheint da was sich abspielt, um und mit den Jugendlichen.
Elephant ist somit nicht Genre typisch und daher gerade auch vielleicht interessant, wobei vieles unerklärt bleibt. Warum auch denke ich mir - es ist doch nicht zu erklären; und das ist es: Dieser Kontrast zwischen alltäglicher „Normalität“ und eskalierender Gewalt – eine erschreckend salonfähige Gewalt – und natürlich um das Wissen der realen Ereignisse, machen Elephant zu keinem Actionreißer aber zu einem spannenden Impuls für all jene, die das Thema berührt und sich damit auseinandersetzen möchten.
Doronar
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Thema: Re: CineBlog™ Mo März 22, 2010 7:10 pm
Voll in die Fresse!
Kick-Ass - Matthew Vaughn - USA 2010
Fast unsichtbar in der Schule und mit einem Haufen Comics im Schrank ist Dave Lizewski ein völlig durchschnittlicher Teenager - zumindest bis er die Entscheidung fällt, ein Superheld zu werden. Er schlüpft in ein grünes Ganzkörperkostüm, setzt sich eine Maske mit Schlitzen für Augen und Mund auf, schnappt sich zwei Bleirohrkampfknüppel und zieht als „Kick-Ass" in den Kampf gegen das Böse. Das einzige Problem dabei ist allerdings, dass er auf seinen nächtlichen Patrouillen nicht mal ein winziges Fünkchen Superkraft zu bieten hat und sich vor Schurken in Acht nehmen muss, die etwas mehr Power aufweisen.
Doch dann gelingt ihm tatsächlich sein erster großer Kampf und so wird er zum MySpace-Helden. Ebenfalls maskiert, aber schon länger mit todbringendem Ernst im Geschäft sind zwei andere „Rächer", auf die er bald darauf trifft eine unaufhaltsame 11-jährige, die ihr rasiermesserscharfes Doppelschwert als „Hit-Girl" schwingt, sowie ihr panzerbrechender Vater, der erbarmungslos als „Big-Daddy" zupackt. Dazu gesellt sich mit „Red Mist" noch ein weiterer Superheldennachahmer. Diese eigenwillige und durchaus energische Allianz bekommt es aber schnell auch mit mächtigen Feinden zu tun und wird durch die heimtückischen Machenschaften von Gangsterboss Frank D'Amico auf eine tödliche Probe gestellt.
Was anfängt wie eine schräge Nerd-Komödie steigert sich zu einem Großereignis mit Geist und Herz - als hätte Tarantino den neuen Spider-Man inszeniert. Dieses Production Value hätte ich dem Film niemals zugetraut. Alles in allem schlägt er die Comic-Verfilmungen der letzten Jahre (außer Batman) um Längen - und zwar voll in die Fresse!
Wer sich gerne Superheldenstreifen der anderen Sorte ansieht und auf einen Kick-Ass Soundtrack steht, sollte es sich nicht entgehen lassen, diesen Film ab dem 22. April 2010 im Kino zu sehen.
Doronar
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Thema: Re: CineBlog™ So März 21, 2010 10:56 pm
Rise And Rise Again Until Lambs Become Lions
Robin Hood Damals (links) und Heute (rechts)
Schluss mit Lustig, jetzt gibts auf die Backen! Auch Robin Hood bekommt sein Reboot, wenn ihr auf lockere Sprüche und mintgrüne Leggings hofft, seit ihr hier an der falschen Adresse. Ridley Scott inszeniert seine ganz eigene Version des Rächers der Enterbten, wieder mit dabei Russel Crowe (Gladiator) als Robin Hood. Im Anhang findet ihr den aktuellen deutschen Trailer.
Ich für meinen Teil, freue mich riesig auf diesen Film. Ich denke, ich liege nicht Falsch wenn ich an dieser Stelle sage, dass sich hier mal wieder ein „Dreamteam" zusammen getan hat und man einiges erwarten darf.
Doronar
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Thema: Re: CineBlog™ So März 21, 2010 8:10 pm
Shutter Island - Martin Scorsese - USA 2010
Jedem halbwegs fitten Filmkonsumenten wird beim Trailer zu „Shutter Island” klar, dass es sich dabei um einen dieser Mystery-Thriller handelt, der im Finale mit einer drastischen Wendung der Handlung aufwartet. Trotz dieser unbarmherzigen Erwartungshaltung besteht der Film beim Großteil des Publikums, obwohl er hält, was der Trailer verspricht. Scorseses Romanverfilmung nach der Vorlage von Dennis Lehane, der nun nach „Mystic River“ und „Gone Baby Gone“ zum dritten Mal erfolgreich verfilmt wurde, dreht und wendet die Story (plausibel!) so sehr, dass man am Ende kaum anders kann, als überrascht zu sein.
Es wird sie immer geben, und es gibt sie auch im Publikum von „Shutter Island“: Diejenigen, die es „haben kommen sehen“. Eine Minderheit, die dem Film das den ganzen Rest überschattende Prädikat „schrecklich vorhersehbar“ aufdrückt. Während sie sich schon darüber ärgern, dass es so rauskam, wie sie es längst befürchteten, übersehen sie vermutlich auch das gewitzte Ende, mit dem sich Scorsese und sein Drehbuchautor elegant verabschieden.
Bei einer Geschichte, die tatsächlich nicht allzu viele Möglichkeiten bietet, drängen sich natürlich Klischees auf. „Shutter Island“ kann Klischees freilich nicht abschmettern. Aber als Filmkenner-und-trotzdem-Überraschter aus der Publikumsmehrheit empfindet man es so: Der Film spielt mit Klischees, bastelt aus den Klischees neue Klischees und lässt sie in wieder andere Klischees münden, die strenggenommen keine Klischees sind, weil sie immer wieder richtig gut funktionieren.
Grundlegend leistet Scorsese mit diesem Film optisch wie inhaltlich eine Hommage an klassischen Filmstoff, bestehend aus Versatzstücken, die man nicht gleich zuordnen kann, aber einem jedenfalls bekannt vorkommen. Wer ihn wieder als uninspirierten Dieb bezeichnen will, argumentierend mit „The Departed“, kann das auch gerne tun und hat nicht zwingend Unrecht. Die vielen Individuen im Publikum sind einer der Hauptreize von Kino – „Shutter Island“ trennt bis auf minimale Ausnahmen gnadenlos in zwei Hälften: Kommt man dem Film vorzeitig auf die Schliche, muss man sich bis zur „Erlösung“ regelrecht durchackern; Lässt man sich jedoch mitreißen und von der Erzählung überlisten, so sind die über zwei Stunden tatsächlich niemals langweilig.
„Shutter Island“ ist ein wahrer Psychotrip zum Zweimalgucken, der im Ansatz unoriginell wirkt, aus den limitierten Vorgaben der Vorlage aber das Beste herausholt; mit dem richtigen Blickwinkel sehr stimmungsvoll und fesselnd. Dabei tut es ganz gut, den Namen „Martin Scorsese“ ein bisschen auszublenden. Erkennt man auch seine Handschrift im Film, ist es in diesem Fall Unsinn, die eigenen Erwartungen an Namensassoziationen zu binden. Anschauen lohnt sich trotzdem ganz bestimmt.
„Lost Highway“ ist ein sehr rätselhafter Film, den es, weil man ihn nicht verstanden hat, weder wegen nerviger Unzugänglichkeit zu hassen noch wegen genialer Undurchschaubarkeit zu vergöttern gilt. Man kann den Film auch verstehen, bzw. glauben, ihn zu verstehen und man kann damit sogar richtig liegen, aber nur in Anbetracht der Tatsache, dass es in diesem Fall kein „richtig“ oder „falsch“ gibt.
David Lynch lädt mit „Lost Highway“ in eine eigene Welt. Manche Teile davon könnten die Realität und manche Teile Träume oder Halluzinationen darstellen, jedoch erstreckt sich die surreale Atmosphäre von Anfang bis Ende. Eine starke Bildsprache im Einklang mit einer beklemmenden, fast psychedelischen Tonspur zeichnet das Werk des Regisseurs, Autors und Sound-Designers Lynch aus. Hinzu kommen ein sehr interessanter Soundtrack (Rrrrammstein) und eine klug gewählte Besetzung, angeführt von Bill Pullman, dessen bekannter verkniffener Blick die Atmosphäre des Films passend widerspiegelt, Patricia Arquette als geheimnisvolle Femme Fatale und Robert Blake, der mit seinem Mystery Man einen bemerkenswert unheimlichen Charakter schuf.
„Lost Highway“ setzt viele kleine Zeichen und wird dadurch vielleicht nur noch schleierhafter, jedenfalls hat Lynch den Mut, das visionäre Filmemachen auf hohem Niveau vom reinen Geschichtenerzählen loszulösen und kreiert damit ein intensives, sublimes Ausnahmewerk über die menschliche Psyche, das einen in seiner eigenen Welt gefangen nimmt und beschäftigt.